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Morgenidyll

Der Radiowecker schaltete sich fünf Minuten vor sechs ein.
Er wurde wach und döste ein wenig während er auf die Frühnachrichten wartete.
Es gab nichts Welt bewegendes zu berichten und heute solle es kalt, regnerisch und windig sein.
"Bähhh!" Er drehte sich zu seiner Frau, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte:
"Guten Morgen Schatz, in einer halben Stunde musst Du aufstehen".
Dann drehte er mühsam die Beine aus dem Bett: "Brrrr!" Er stolperte im Dunkeln aus dem Schlafzimmer.
Im Flur machte er Licht und ging in die Küche, um die Kaffeemaschine anzustellen.
Der Gedanke an ein ordentliches Frühstück mit einem Butterbrot natur, einem Butterbrot mit Schinken,
einem Butterbrot zu einem weichen Ei und als Abschluss ein Butterbrot mit Honig oder Marmelade gab ihm Schwung.

Nach der Morgentoilette stellte er den Radio in der Küche laut, rief "Liebling, aufstehen!"
und deckte den Tisch - bis auf die Butter; die sollte erst im letzten Moment eiskalt auf den Tisch kommen.
Der Kaffeeduft liess ihn den Regen, der an das Fenster prasselte, als jamaikanische Rhythmen wahrnehmen.
Seine Frau erschien, zerknittert lächelnd und trotzdem hinreissend süss, und lehnte sich an den Türrrahmen.
Nach einem langen Kuss ging er raus, um um unten die frische Milch vom Milchmann zu holen.
Sie würde ihm in der Zwischenzeit sein erstes Brötchen schmieren - gut ein halber Zentimeter Butter,
dass man nach dem Abbeissen die Zahnspuren in der Butter sah. Ihm lief das Wasser im Munde zusammen.
Er schnappte sich die Milch vor der Haustür und flog förmlich die Treppen rauf.
Wohlgelaunt setzte er sich an den Küchentisch und lächelte seine Frau an, während er sich bedankte,
dass sie ihm das geschmierte Brötchen reichte.

Genüsslich biss er in das dick weiss glänzend bestrichene Brot und - "Bäh!-Pfui Deibel!"
Er liess das Brötchen fallen, spuckten den Bissen auf den Teller, würgte die letzten Krumen raus
und stand wortlos auf. Er nahm die noch volle schwere Milchflasche am Hals
und zertrümmerte damit den Schädel seiner Ehefrau:
SIE HATTE IHM MARGARINE AUF DAS BROT GESCHMIERT!!!

Michael Schendl

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